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29. September 2012
Im Meilenwerk ist ein LOCKHEED F-104G Starfighter, SN-7139, 22+58 des ehemaligen JaboG-34 (Jagdbombergeschwader) in Memmingen ausgestellt.
Einige Detailbilder von diesem schönen Flugzeug. Mit der F104G wurde der erfolgreiche Flugzeugbau in Europa angetrieben. Der Erfolg von AIRBUS wurde letztendlich auch
durch den Aufbau der Deutschen Flugzeugindustrie mit der Fertigung des F104G Programms gestartet. Wegen Franz Josef Strauss hat Bayern am meisten davon profitiert.
22+58 war fast ein Totalverlust wegen Startabbruch durch Bugradflattern.
Nach Unterlagen auf der Stammrolle ("technisches Bordbuch") der 22+58 und einem
Gedächtnisprotokoll nach einer Unterhaltung mit Pilot Peter H. vom früheren JaboG-34
und dem Ausbilder M.R.:
Am 9.März 1965, die DD+240 (später: "22+58") war noch nicht einmal ein Jahr beim
JaboG-34, wurde diese auch schon schwer beschädigt: Bei einem routinemäßigem
Start bemerkte der Pilot nach dem Lösen der Bremsen und beim schnellen Rollen ein
flattern im Bugrad. Das Bugrad wird von zwei Hydraulikzylinder im gewünschten
Lenkwinkel gehalten. Das war hier nun nicht mehr der Fall: Das Flattern ist bis zu
einem gewissen Grad tolerierbar und der Start könnte mit geringem Flattern durchaus
fortgesetzt werden. Es wurde jedoch immer heftiger und der Pilot entschloss sich aus
Sicherheitsgründen für einen Startabbruch. Die schnell beschleunigende F-104G hatte
aber schon eine hohe Geschwindigkeit.
Die nun noch zum Ausrollen und Abbremsen zur Verfügung stehende Reststrecke war
aber nun zu kurz! Das Ende der Startbahn wurde überrollt und die Maschine kam erst
auf dem Grünen wieder schwer beschädigt zum Stehen.
Die DD-240 wurde dabei so stark beschädigt, dass sie geborgen werden mußten und
per Landtransport (mit abgenommen Tragflächen und Leitwerken) auf mehreren
LKW am 19.Mai 1965 zu ihrem Hersteller Messerschmitt nach Manching transportiert
werden mußte. In deren Unterlagen wurde der Begriff "Bruchinstandsetzung" verwendet,
was auf eine doch erhebliche Beschädigung des Fahrwerkes und ggf. auch der Zelle
hinweist. Mit großer Sicherheit wurde dabei mindestens das Bugfahrwerk beschädigt,
vielleicht sogar eingeknickt, da beim Abbremsen im weichen Boden hier enorme Kräfte
wirken.
Nach gut 9 Monaten nahm die Maschine am 24.Februar 1966 wieder ihren regulären
Flugdienst im Geschwader auf. Sie wurde fachgerecht repariert und flog danach wieder
zuverlässig. In den Anfangsjahren fehlten in allen Einheiten Maschinen und man
reparierte so viel es nur ging. In späteren Jahren, kurz vor der Ausmusterung, wäre die
Geschichte der 22+58 (damals noch "DD+240") hier zu Ende gewesen: Man hätte sie
dann wohl schon verschrottet.
Bei bestem Wetter flog die SN 7139 mit der provisorischen Kennung KE+439 ihren Erstflug am 28. Januar 1964.
Der sehr guter Wartungstechniker M.R. bemerkte dazu folgendes: "Dieses Bugradflattern trat in der Mehrzahl der Fälle dann auf, wenn Luft in der Hydraulikleitung war und
diese nicht rechtzeitig vorher durch Entlüften entfernt wurde. Es wirkte sich so aus, als ob "Spiel" in den Lager-zapfen und Gelenken der Bugradsteuerung wäre und führt ab
einer bestimmten Geschwindigkeit zum Schlagen vom einen Anschlag zum anderen. Dies wird als Flattern des Bugrades wahrgenommen. Je mehr Luft in der Hydraulikleitung
ist, desto heftiger sind die Ausschläge". Das erklärt auch, warum im einen Fall ein Start abgebrochen wurde und in einem anderen dennoch normal gestartet wurde.